Festung Franzensfeste

Festung im südlichen Wipptal

Unweit der österreichisch-italienischen Staatsgrenze, die das Wipptal gezwungenermaßen in eine Nord-und Südhälfte teilt, erhebt sich eine imposante Festung – die Franzensfeste. Kaum zu übersehen ist sie, befindet man sich auf dem Brennerpass von Nord nach Süd oder umgekehrt. Die Festung wird durch sämtlich nur mögliche Verkehrsinfrastruktur getrennt. Die Brennerautobahn, die Bahnlinie und die Brennerstaatsstraße teilen sie Franzensfeste in zwei Abschnitte. Zu ihren Füßen liegt der Stausee anstelle der damaligen kleinen Siedlung Unterau.

Mächtiger Namensgeber

Die Franzensfeste erhielt ihren Namen von Kaiser Franz I. von Österreich aus dem Geschlecht der Habsburger, dem regierenden Monarch zur Zeit der Planung. Ihre Erbauung folgte dann in den Jahren 1833 und 1838/39 unter der Regierung von Ferdinand I., dem Onkel und Vorgänger des berühmten Kaisers Franz Josef I.

Die Bestimmung der Festung

Die Franzensfeste, den Eindruck vermittelt sie auch heute noch, wurde zu militärischen Zwecken erbaut. Es war im Sinne ihrer hochherrschaftlichen Planer, dass sie eine große Armee stoppen sollte. Da man Mitte des 19. Jahrhunderts noch eine etwas weniger durchschlagende Kriegsmaschinerie besaß, genügte die Franzensfeste den Anforderungen völlig.

Da jedoch der Bau weit mehr Geld verschlang als eigentlich geplant, konnte die einstige Vision vom „größten Bollwerk des Südens auf Tiroler Territorium“ nicht komplett umgesetzt werden. Man musste den Bau einstellen, ihre Bestimmung als militärischen Stützpunkt erfüllte sie jedoch allemal. Schließlich war es ein strategischer Schachzug der Planer, die Festung an einen der wichtigsten Verbindungen zwischen dem Süden und dem Norden zu erbauen.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Schon Jahre vor dem Wiener Kongress, Ende des 18. Jahrhunderts, kam in Österreich die Idee einer Wehranlage aufgrund feindlicher Angriffe auf. Als der Wiener Kongress schließlich im Jahre 1814/15 zur Neuordnung Europas stattfand und die Mächtigen zu den Klängen des Wiener Walzers tanzten, nahm die Idee in den Köpfen der Siegermächte Gestalt an und wurde als eindringliches Anliegen formuliert. Als 1830 dann in Frankreich die Julirevolution für das Ende der Herrschaft des einst so mächtigen Adelsgeschlechts der Bourbonen führte, bekamen die Herrscher Europas Angst. Zusätzlich wurde die Ideologie des Irredentismus (das Abzielen der Vereinigung einer gewissen ethnischen Gruppe innerhalb fester staatlicher Grenzen) für den Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn unter der Herrschaft der Habsburger Dynastie immer gefährlicher. Nun wurde der Bau beschlossen.

Schwierigkeiten in der Bauphase

Zur damaligen Zeit grenzte die Durchführung eines derartigen Bauprojektes an ein Wunder. Abgesehen von den fehlenden finanziellen Mitteln, mangelte es an Fachkräften und an der bitter notwendigen Infrastruktur zur Durchführung des Baus. Damals hatte man nicht die technischen Möglichkeiten von heute, erforderliche Baumaterialien an den benötigen Ort zu transportieren, von der Wasserzufuhr und der Unterbringungen der unzähligen Arbeiten ganz zu schweigen. Mensch und Tier waren damals unvorstellbaren Strapazen während der Bauzeit bis zur Einweihung 1838 ausgesetzt. Doch nicht nur die mächtigen Bauherrn und die Geistlichen, auch die mehreren tausend Arbeiter, die diese am eigenen Leib erfahren hatten, äußerten sich voller Bewunderung und Erstaunen über die Leistung am Tage der Einweihung.

Die Feste hält stand

Obwohl die Festung einst mit einem dem Feind trotzenden Löwen verglichen wurde, dauerte es nicht lange, bis sich die ersten Zweifler meldeten. Konnte die Festung den neuesten Waffen standhalten? Nachdem die Feste während den Revolutionsjahren Ende der 1840er Jahre keine militärische Bedeutung hatte, konnte sie ihre Reifeprüfung nicht bestehen. So beschoss man 1862 die Franzensfeste selbst mit Kanonen, um den Beweis ihrer Standhaftigkeit anzutreten. Die Munition konnte am harten Granit tatsächlich keinen Schaden anrichten. Auch bei allen zukünftigen militärischen Aktionen spielte die Festung keine tragende Rolle. Für kurze Zeit fungierte sie als Talsperre, jedoch blieb ihre Hauptfunktion als militärischer Depot- und Lagerort. Angeblich sollten die Nazis Gold in der Festung versteckt haben, jedoch fand niemand etwas von diesem kostbaren Edelmetall.

Wichtiger Verkehrsknotenpunkt seit jeher

Mit der Eröffnung der Brennerbahn und der Pustertalbahn in den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhundert wurde Franzensfeste ein bedeutender Bahnknotenpunkt. Ein Teil der Festung musste den Schienen weichen. Es existierten schon Pläne, einen Militärbahnhof zu bauen, jedoch entstand stattdessen ein neuer Ort mit Namen Franzsfeste. Der einstige am Fuße der Festung gelegene Ort Unterau verschwand dann spätestens mit der Aufstauung des Eisack und der Errichtung des Stausees für ein Kraftwerk der italienischen Staatsbahnen. Mit der Flutung verschwanden auch weitere Teile der Festung und die historische Brixner Klause, die schon Jahrhunderten das Wipptal vom Eisacktal trennte.

Die Ruhejahre der Franzensfeste

Nach vielen rastlosen Jahren ihrer Bauphase mit vielen Veränderungen und Umbauten thront die Franzensfeste heute gelassen auf ihrem Standort und ruht auf der Grenze zwischen Eisacktal und Wipptal. Eingefügt in die wunderschöne Südtiroler Landschaft wirkt sie auch keineswegs wie ein Störfaktor. Erhaben grüßt sie stattdessen die vielen Menschen, die über die Jahre und Jahrzehnte hinweg einen Blick auf das herrschaftliche Gemäuer werfen.

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