Ruine Reifenegg in Ratschings

Die Ruine Reifenegg befindet sich in der Gemeinde Ratschings in der Südtiroler Bezirksgemeinschaft Wipptal. Bei der Ruine handelt es sich um ein einstiges Schloss, welches im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Besucher der Gilfenklamm nutzen die Gelegenheit, den vom Ausgang der Klamm weiterführenden Weg in Richtung Ruine Reifenegg zu nehmen, um das alte Gemäuer zu besichtigen.

Die Geschichte von Reifenegg

Die Fürstbischöfe von Brixen haben die Burg Reifenegg im Jahr 1220 erbauen lassen. Sinn und Zweck der Erbauung war, dass die Burg der in Stange (Stange ist heute eine Fraktion der Gemeinde Ratschings) befindliche Zollstände zum Schutz dienen sollte. Zudem sollte von der Burg aus der bedeutende Urweg über den Jaufen kontrolliert werden. Ab dem Jahr 1243 wurden Grafen von Tirol Besitzer der Burg Reifenegg, welche damals „Castrum de Reifeneke in Wibetal“ bezeichnet wurde. Die Grafen von Tirol gaben die Burg Reifenegg den Trauson, einem österreichischen Adelsgeschlecht, zu Lehen.

Um die Jahrhundertwende vom 14. zum 15. Jahrhundert verlor die Burg Reifenegg deshalb an Bedeutung, weil der Jaufenweg verlegt wurde. Etwa zu dieser Zeit wurde die Burg durch Trautson und Rottenburger auch geteilt.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte die Burg mehrmals die Besitzer gewechselt. So gehörte die Burg alleine in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Völs, Reichenburg, Geizkofler, Perkhofer und Sternbach. Der bauliche Zustand ließ bereits zu dieser Zeit nach, da die Burg im Jahr 1556 als „öde“ bezeichnet wurde. Im Jahr 1649 soll die Burg schon so weit verfallen gewesen sein, dass sie nicht mehr bewohnbar war. Im Jahr 1993 erfolgte durch das Land Südtirol eine teilweise Restaurierung der Ruine, um das erhaltene Gemäuer nicht dem vollständigen Verfall Preis zu geben.

Heute befindet sich die Ruine Reifenegg im Privatbesitz einer aus Welschnofen im Rosengarten-Latemargebiet stammenden Familie.

Der Weg zur Ruine Reifenegg

Die Ruine Reifenegg befindet sich oberhalb des Ausgangs der Gilfenklamm, einer aufgrund ihres weißen Marmors europaweit einmaligen und daher weit bekannten Klamm. Um zur Ruine zu gelangen, geht man den Weg von Stange am Ratschingser Bach entlang, der schließlich durch die Gilfenklamm führt. Am Ende der Gilfenklamm läuft man die Straße in Richtung Außerratschings weiter. Bereits auf diesem Weg sind Hinweisschilder angebracht, welche einen zur Ruine lotsen. Für den kompletten Weg, inklusive die Gilfenklamm, sollte man etwas mehr als zwei Stunden Gehzeit einplanen.

Alternativ kann man, wenn man nicht durch die Gilfenklamm laufen möchte, vor dem „Eingang“ in die Gilfenklamm linkerhand den Hang hinauf. Auch dieser Weg ist durch einen Wegweiser gekennzeichnet. Für diesen Weg benötigt man nur etwa eine halbe Stunde Zeit.

Die Sage zur Ruine Reifenegg

Im Zusammenhang mit der Ruine Reifenegg erzählt man sich auch eine Sage, welche von einem Geisterhund berichtet, der einen kostbaren Schatz im Keller der damaligen Burg Reifenegg behütet. Der Schatz soll von den Raubrittern, die auf der Burg einmal lebten, angehäuft worden sein. Sie hatten schutzlose Wanderer überfallen, gestohlen und gemordet. Nur alle einhundert Jahre besteht nach der Sage die Gelegenheit, an den Schatz zu kommen.

Ein Knecht, der in der Nähe der Burg einmal die Wiesen gemäht hatte, erlebte eine Begegnung mit einem Weibe. Diese hatte ihn einen Bund mit rostigen Schlüsseln in die Wiese geworfen und ihm dem Tipp gegeben, damit das Tor zum alten Schloss aufzusperren. Dieses Tor soll er durchschreiten und den langen Gang passieren, bis er einen großen Saal erreicht, in dem eine riesige Kiste mit dem Schatz steht. Diese Kiste wird von einem Hund streng bewacht. Der Hund kann nur mit einer Hasengerte besiegt werden.

Der Knecht nahm die Schlüssel und ging zu dem Tor. Im Inneren fand er alte Gemälde und Waffen. Auch der Schatz funkelte ihm von weitem entgegen. Doch schon zeitig kam der angekündigte Hund, aus dessen Rachen glühende Feuergarben flogen. Es schien, als ob der Hund durch die Hasengerte gebändigt werden konnte, denn schon bald konnte er in die hinterste Ecke gebannt werden. Doch als der Hund hochsprang, entdeckte der Knecht zwei riesige Mühlensteine, die an der Decke nur an einem seidenen Faden hingen. Aus Angst, dass die Mühlensteine ihn begraben würden, wich er zurück und wollte flüchten. In diesem Augenblick machte sich hinter der Schatzkiste eine junge und schöne Frau bemerkbar, die ihn zu ermutigen versuchte, die Kiste zu nehmen. Doch der Knecht floh, um sein eigenes Leben zu retten. Auf dem Weg zum Ausgang wurde er sogar von mehreren Hunden verfolgt.

Als er sich den Weg in die Freiheit erkämpft hatte und wieder im Wald angekommen war, nahm er eine zarte Frauenstimme wahr, die ihm vorwarf, die Hasengerte nicht auf die Schatzkiste geworfen zu haben. Hätte er dies gemacht, hätte sie ihm gehört. Stattdessen muss die junge Frau weitere einhundert Jahre warten, bis jemand die Möglichkeit bekommt, den Schatz zu erhalten. Kaum war der Satz ausgesprochen, folgte ein donnerähnliches Rollen, mit dem der Schatz verfallen und das Tor verschwunden war.

Später versuchten noch zwei Menschen, den Schatz zu finden. Beide hatten das Glück, bis an die Schatzkiste zu gelangen. Doch in beiden Fällen siegt immer der Geisterhund von Reifenegg.

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